Restauration
Anfang November2001 laß ich
in der Schlepperpost mal wieder die Verkaufsanzeigen durch. Da ich auf
der Suche nach einem Lanz Glühkopf Bulldog
war rief ich bei verschiedenen Verkäufern an. Meistens war der Preis
zu hoch, oft auch größere Defekte an der Maschine und einen
Rumänien- Bulldog sollte es auch nicht sein. In einer Anzeige stand
ein D8506 (Vorkrieg) - abends gleich angerufen - drei Tage später
sind mein Vater meine Frau und ich 350 km in eine kleine Ortschaft 30 km
vor Landshut gefahren. Der Verkäufer besaß neben meinem D8506
noch ca.60 weitere Schlepper, die in seinem Lanz Bulldog Museum aufgereiht
nebeneinander stehen. Mein Bulldog stand etwas abseits in einer kleinen
Scheune, war gleichmäßig verrostet aber nicht verbeult.
Die Kurbelwelle hatte zwar kein Spiel ließ sie aber erschwert drehen
(Kupplungsbremse hing etwas an, wie sich später herausstellte). Deshalb
dauerte es auch eine halbe Stunde bis der Verkäufer und sein Bruder
den Bulldog mit je einem Lenkrad auf jedem Kurbelwellenende aufgesteckt
mit vereinten Kräften zum Leben erwecken konnten.
Der Bulldog lief recht schön
, das Getriebe ließ sich sauber schalten und war auch bei der Probefahrt
ohne krachende oder jaulende Geräusche. Der Regler hatte kein nennenswertes
Spiel, bei der überprüfung der Kompression stellte sich ein leichtes
abblaßen am Zylinderkopf heraus außerdem hatte die Lenkung
viel Spiel. Ein Wehrmutstropfen waren die fehlenden Bremsen und die nicht
vorhandene elektrische Anlage.Der Preis war zwar nicht ganz billig, ( ich
denke aber ein Lanz Bulldog in einem halbwegs vernünftigen zustand
ist halt nicht billig) und mit dem Verkäufer war nicht zu verhalndeln,
jedoch gab er mir 2 hintere Kotflügel, ein Luftfilterrohr , ein neuer
Kupplungsschutzdeckel und gegen einen Aufpreis 2 Bremsen von einem 45er
Lanz dazu. Abschließend gab es noch eine Führung durch das Lanz
Museum, der Vertrag wurde gemacht und anschließend begaben wir uns
auf die Heimfahrt.
Am 14. November fuhr ich mit unserem
Ortslandwirt Kunkelmann, dessen LKW und Anhänger morgens um 6 Uhr
bei Schneefall los. Punkt 12 Uhr waren wir bei dem Verkäufer auf dem
Hof angekommen nach der Verladung begaben wir uns auf die Heimreise. Um
19 Uhr kam das 18m lange LKW-Gespann in der Heimat an. Von der Abladerampe
schleppten wir den Bulldog mit dem John Deere in meine Werkstatt, wo am
nächsten morgen gleich die Restauration begann.
Als erstes wurden sämtliche
Blechteile, Ackerschine ,Traverse, Luftfilter, Wasserkasten, Steigrohr,
Lüfter, Kühlelemente, und die Räder abgenommen.
Sämtliche Blechteile waren
zwar verrostet aber in einem guten fast beulenfreien Zustand. Die Ackerschiene
war auf der einen Seite leicht gebogen, wurde aber mit dem Brenner und
Hammer gerichtet. Das Anhängemaul wurde mit Hilfe einer großen
hydraulischen Presse zusammengebogen. Die Bereifung hinten ist gut, vorne
noch ganz neu. Die hinteren Felgen sind aus Guß ( habe ich vorher
noch nie gesehen), aber von Lanz hergestellt, vorne sind 18 Zoll Felgen
die nicht original sind. Da die Hinterräder Luft verloren, habe ich
sie demontiert und geflickt. Was aber nicht einfach war, denn eine Felge
besteht aus 2 Teilen die mit 4 langen Schrauben zusammen gehalten waren.
Die Schrauben waren auf der ganzen Länge (ca. 25cm) total angerostet
und ließen sich nur mit ausbohren aus ihren Sitzen entfernen. Erschweren
kam hinzu damit beide Felgenteile sehr schwer sind und nur mir 2 Mann vom
Boden aufzurichten waren. Die Ventile habe ich auf dem Schlauch versetzt
denn die alten Ventile passten nicht in das Ventilloch der Felge und waren
deshalb total umgeknickt. Die Rohrstutzen in Wasserkasten und Zylinder
waren alle kaputtgerostet und mußten entfernt werden. Dabei wurden
sie 4 mal der länge nach mit einer Stichsäge eingesägt und
mit Hammer und einem scharfen Meißel nach innen gebördelt. Anschließend
kann man die Reste entfernen und das Gewinde nachschneiden. Nun stand die
Montage der Bremsen (mein Bulldog hatte keine) auf dem Programm,was sich
aber als nicht so einfach erwieß da die Bolzen der Achse nicht in
die Löcher der Ankerplatte (vom 45 Lanz) passten. Also wurden die
Ankerplatten innen ausgedreht bis die alten Löcher weg waren. Anschließend
wurden 2 Scheiben mit einem Laserbrenner (wegen des verziehens) aus einer
genauso starken Platte wie die Ankerplatte herausgetrennt und innen und
außen auf das Maß gedreht. Dann wurden sie mit Schraubzwingen
auf das Achslagergehäuse gespannt und durch die Löcher des Lagergehäuses
mit Hilfe einer Bohrhülse verbohrt. Danach
wurden die Platten ausgerichtet und in der Ankerplatte verschweißt.
Nach der technischen Aufarbeitung wurden die Bremsen neu belegt.
Da die Bremsen von einem Nachkriegsbulldog stammen, mußten die Gestänge
etwas gerichtet werden. Das alte Getriebeöl habe ich abgelassen. Die
Zahnräder und ihre Lagerungen wurden in Augenschein genommen. Bis
auf das Zahnrad der schnellen Gruppe das an den äußeren Flanken
leichte Laufspuren aufwieß (kann aber weiterverwendet werden) war
alles in einem sehr guten Zustand. Das Getriebegehäuse wurde gesäubert
und mit 15 Liter 140er Getriebeöl gefüllt (was mich wunderte,
denn normal sind es nur 12 Liter beim D85). An der Lenkwelle wurde eine
neue Stopfbuchsenpackung eingebracht da die alte das Getriebeöl durchließ.
Der Führerstand wurde auf jeder Seite um 5,5 cm verbreitert weil später
einmal eine Sitzbank den Platz des Federsitzes einnehmen soll. Danach wurde
das fehlende Fußgas eingebaut (Eigenbau) und das Handgas 20cm nach
hinten verlegt, da sonst Bremse, Hand-, Fußgas und Stufenschalthebel
zu nah beieinander lägen. Das Kupplungsschwungrad wurde entfernt,
Kupplung und Riemenscheibe komplett zerlegt. Sämtliche Bolzen und
Lager waren in einem guten Zustand. Einzig eine der aufgenieteten Messingscheiben
war zerbrochen. Am Keil des Reglerschwungrades bissen wir uns einen Tag
lang die Zähne aus. Der Keil stand 1 cm über das Kurbelwellenende
über und bog sich durch bis dann die Nase abriss. Neue Nasen wurden
anmodelliert rissen aber auch. Dann schweißten wir hinten auf die
Nase eine große Gewindestange an. Ein 50er Eisenrohr wurde über
Keil und Gewindestange geschoben obendrauf eine Platte mit einem Loch drin
(als Gegenhalter). Nun wurde eine Mutter aufgeschraubt und durch das anschrauben
ständigen Zug auf den Keil gegeben. Die Mutter wurde nach jedem Schlag
auf den Keiltreiber eine viertel Umdrehung angezogen, manchmal ein Schlag
hinten auf die Gewindestange bis der Nasenkeil endlich den Kampf verloren
hatte.
Die Reglergewinde
wurden gangbar gemacht; weiter Arbeiten am Regler waren nicht nötig
da er in einem sehr guten Zustand -genauso wie die Lager der Daumenwelle
und Exzenterschubstange- sich befand. Der Öler arbeitet auch muß
aber noch auf genaue Ölliefermengen getestet werden. Als nächstes
wurde der Zylinderkopf abgenommen, Luftklappensitz und Bocklager abgeschraubt,
Pleuellager aufgeschraubt und den Kolben entnommen. Das Pleuellager hatte
auf der rechten Seite eine paar leichte Riefen, der Kolben 2 kleine Fresser
( 2cm lang), welche mit 360er Schmirgelpapier ausgeglichen wurden.
Der
Wasserraum des Zylinders war bis zur Hälfte mit Dreck gefüllt
und mußte gesäubert werden. Nach der Reinigung des Kurbelgehäuses
wurde der Motor wieder zusammengebaut. Da wir keine Kolbenringzange haben
benutzten wir einfach einen Draht der um den Kolbenring gelegt wurde. An
den Enden wird er verdrillt damit der Ring fest in seinem Sitz gepresst
wird und so Ring für Ring in den Zylinder geschoben wird. Die Dichtungen
am Zylinderkopf sind alle erneuert worden. Bei der anschließenden
Dichtigkeitsprobe war volle Komression festzustellen.
Bei
der Vorderachse mußten alle Lager und Buchsen erneuert werden. Die
Lager bezogen wir aus dem normalen Handel, die Buchsen drehten wir aus
Hartgewebe selbst. Alle Bolzen waren so stark verrostet damit sie nicht
mehr zu gebrauchen waren. Somit mußten alle neu gedreht werden. Der
Blechdeckel unter dem Zylinder war an 3 Stellen durchgerostet und wurde
gegen einen Messingdeckel (5 mm) ersetzt. Nach dem Ausbohren der alten
Schrauben konnte der Eigenbaudeckel angebaut werden. Der Kraftstofftank
wurde mit Wasser gefüllt. Sofort war ein gut 2 mm großes Loch
zu erkennen, daß erst nach 3 maligen Schweissen vollkommen dicht
war. Die 2. Undichtigkeit war schwerer zu entdecken da es fast 3 Minuten
dauerte bis sich ein kleiner Tropfen gebildet hatte. Hier zahlte sich eine
genau Inspektion des Tanks aus. Alle Kühlerelemente waren Innen stark
angerostet und um die Augen herum total zerfressen, deshalb mußten
sie soweit es ging geschweißt und der Rest gelötet werden. Alle
Ölleitungen, Kraftstoffleitungen und Fettleitungen wurden genauso
wie fast alle Bolzen erneuert. Der Tropföler wurde komplett stillgelegt.
Die Schmierstellen (Exzenterschubstange, li. und re. Daumenwelle, Kupplungsmuffe)
mit Schmiernippeln, Klappöler oder Tropföler versehen. Zum Schluß
wurden alle demontierten Teile wieder angebaut.
Stand 9.3.02